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Erstellt: Donnerstag, 01. Oktober 2015 08:00
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Wenn Julia Ehl für den Einsatz Schutzanzug anzieht und Helm aufsetzt, macht es weder für sie noch für ihre
Kollegen einen Unterschied, dass sie eine der wenigen Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr in Warendorf ist. Auch der Umgangunter den Kollegen unterscheidet sie nicht von den Feuerwehrmännern – und doch sind Feuerwehrfrauen noch immer eine Ausnahme.
Mit ihrem Beitritt vor zehn Jahren ist die heute 43-Jährige eine Späteinsteigerin bei der Feuerwehr. Vor diesem Schritt war sie in ihrer hessischen Heimat für die Organisation einer Kindergruppe der Feuerwehr zuständig. „Irgendwann wollte ich aber nicht mehr etwas leiten, wovon ich selber keine Ahnung hatte“, erklärt sie. Seit ihrem Umzug in die Emsstadt ist sie Hauptfeuerwehrfrau und Atemschutzträgerin der Löschzüge eins und zwei in der Freiwilligen Feuerwehr Warendorf. Die Reaktionen von Freunden und Familie darauf fielen ausschließlich positiv aus.
„Wir haben nur wenige Frauen in der Feuerwehr. Ich denke, dass vielen Frauen einfach der Mut dazu fehlt“, sagt Ehl. Diese Angst sei jedoch völlig unbegründet. „Manchmal hat man als Frau nicht die ausreichende Kraft, aber man bekommt bei uns immer Unterstützung und ist auch immer mindestens zu zweit“, erklärt sie. Eine Situation, in der etwas nicht zu schaffen war, habe sie in den zehn Jahren noch nicht erlebt. Und auch Sprüche der Kollegen seien, zumindest in der Warendorfer Feuerwehr, nie ein Thema gewesen.
Dass sich ihr Engagement auch mit Job und Familie vereinbaren lässt, beweist die dreifache Mutter jeden Tag aufs Neue. „Meine Töchter sind damit aufgewachsen. Sie haben schon früher keinen Quatsch gemacht, wenn ich sie wegen eines Einsatzes alleine lassen musste. Heute finden sie eine Feuerwehrfrau als Mutter sogar cool“, sagt Ehl und lacht. Einen Einsatz habe sie dem Abholen der Kinder jedoch nie vorgezogen. „Wenn man wirklich einmal nicht zu einem Einsatz kommen kann, ist das kein Problem“, sagt sie. Unterschiedliche Zeiteinteilungen und Lebenssituationen können für die Feuerwehr hinsichtlich der Einsätze von Vorteil sein. Auch die mitunter differierenden Sichtweisen von Frauen und Männern im Beruf findet die Feuerwehrfrau nützlich. „Das Verhältnis von Männern und Frauen ist in jedem Verein und Job eine gute Mischung“, sagt sie. Frauen, die Interesse an Technik haben und sich gern sozial engagieren, seien bei der Feuerwehr am besten aufgehoben. „Wir können immer neue engagierte Leute gebrauchen. Egal ob Frauen oder Männer, wichtig ist die Sicherheit der Bürger.“
Mehr Frauen sollen Brände löschen
Auch einige Kampagnen habe es gegeben, um Frauen und Migranten näher an die Feuerwehr heranzuführen: Teil der Aktion „Mädchen und Frauen in den Freiwilligen Feuerwehren“ vom Deutschen Feuerwehrverband war beispielsweise die Kampagne „Frauen am Zug“ im Jahr 2007. Mit Plakaten, Aufklebern und Handbüchern mit Hintergrundinformationen will der Verband zum Einen mit klischeehaften Vorstellungen von Frauen aufräumen, zum Anderen die Rollenleitbilder im eigenen Verband erneuern.
Die Kampagne „112 Feuerwehr – Willkommen bei uns“ zielt vor allem auf Menschen mit Migrationshintergrund. Damit will der Deutsche Feuerwehrverband mit Unterstützung des Europäischen Integrationsfonds das System der Feuerwehren in Deutschland darstellen, Engagementmöglichkeiten aufzeigen und über Prävention informieren.
Amsbeck versichert: „Wir freuen uns natürlich über jeden einzelnen Neuzugang. Besonders aber, wenn sich mehr junge Frauen für die Arbeit der Feuerwehr interessieren und mitmachen.“
Quelle: Die Glocke