Ehrenamt mit Mehrwert

Die Diskussion über den Standort Nord der Warendorfer Wehr ist nur eine der Fragen, die Christof Amsbeck umtreibt.

2012 löste der gebürtige Warendorfer seinen Vorgänger Josef Recker als Leiter der Freiwilligen Feuerwehr ab. Seitdem ist es an ihm, die größte Wehr im Kreis Warendorf auf Spur zu halten. Circa 500 Mitglieder, davon 300 aktive, sieben Löschzüge samt der dazugehörigen Standorte und Fuhrparks sowie knapp 177 Quadratkilometer Stadtgebiet, die es zu betreuen gilt – das sind die Zahlen, mit denen der Feuerwehrchef und Inhaber des gleichnamigen Warendorfer Entsorgungsbetriebes, jonglieren muss.

 

Eindrucksvoll ausgestattet ist die Warendorfer Wehr, wie diese beiden DLK 23/12

vor dem unter Denkmalschutz stehenden Wasserturm an der Beelener Straße zeigen.


Christof Amsbeck ist ein Freund klarer Worte: „Ich kann mir gut vorstellen, dass das kombinierbar ist!“ sagt der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Warendorf und spricht damit einen Wunsch aus, den wohl viele Kameraden und Kameradinnen hegen: dass aus dem Provisorium auf dem ehemaligen Brinkhausgelände möglicherweise doch noch ein dauerhafter Standort Nord für die Wehr wird, wenn die Weichen für die Weiternutzung der Brachfläche gestellt werden. „Aus Feuerwehrsicht ist der Standort ideal“, begründet Amsbeck. Und die Alternative Milter Kreisel, die ebenfalls im Gespräch ist? „Als Fläche sicherlich auch nicht schlecht“, räumt der 50-Jährige ein. Allerdings gebe es hier noch einige Knackpunkte zu lösen: „Wir haben wenige Kameraden, die in der Nähe wohnen, der Weg in die Innenstadt ist etwas weiter – und noch fehlt ja der Brückenschlag über die Ems.“

Das geht nur mit entsprechender Logistik – zumal die Anforderungen sich in vielerlei Hinsicht gewandelt haben. Beispiel: immer extremere Wetterlagen. „Früher gab es einmal im Jahr das klassische Sommer-Unwetter. Heutzutage spüren wir die Auswirkungen des Klimawandels das ganze Jahr über auch in der Region“, verweist Amsbeck auf die rasant gestiegene Anzahl an Einsätzen wegen Überflutungen oder Stürmen.

Vor allem das Schneechaos im Westmünsterland 2005 hat den Einsatzkräften zu denken gegeben. „Drei Tage nach dem Ereignis waren noch immer 65 000 Menschen ohne Strom“, erinnert sich der Warendorfer, „das war der gravierendste Stromausfall der Nachkriegsgeschichte“. „Was würde das für Warendorf bedeuten?“, fragten sich die Verantwortlichen – und rüsteten auf. „Inzwischen sind fast alle Feuerwehr-Standorte der Stadt notstromversorgt“, schildert Christof Amsbeck. „Im Ernstfall wären das wichtige Anlaufpunkte für die Bevölkerung . . .“

 

Eine Herzensache ist die Freiwillige Feuerwehr Warendorf für deren Leiter Christof Amsbeck. "Wenn jeder nur an sich selber denkt",

so der Unternehmer, Familienvater und Ehrenamtler, "dann funktionert in unserer Gesellschaft bald nichts mehr".


Auch darüber hinaus sei die Warendorfer Wehr gut aufgestellt, betont Amsbeck. Ob Schneeketten, Motorsägen oder moderne Fahrzeuge: Die Löschzüge seien bei der Ausrüstung stets auf dem neuesten Stand. Fünf bis sieben Jahre plane man mit entsprechenden Budgets in die Zukunft, um stets am Ball und trotzdem im finanziellen Rahmen zu bleiben. In diesem Zusammenhang spricht der Stadtbrandin­spektor Rat und Verwaltung ein großes Dankeschön aus. „Die Zusammenarbeit ist ausgesprochen produktiv, und wir haben gegenseitig viel Verständnis für unsere Belange.“

Das alles jedoch könnte nicht funktionieren ohne die Mitglieder selbst. Nachwuchssorgen? Kennt Amsbeck nicht. „Aber wir tun auch was dafür!“, sagt er mit Nachdruck. Er habe von seinem Vorgänger eine „perfekt organisierte Wehr“ übernommen und trage Sorge dafür, dieses Erbe sorgsam zu verwalten. Vorausschauende Planung, die gute Ausstattung und nicht zuletzt die hervorragende Gemeinschaft – das seien wichtige Faktoren, um als Feuerwehr attraktiv für die Menschen zu sein. Das funktioniert offensichtlich in Warendorf: „Von unseren Aktiven sind 20 Prozent sogar hauptberuflich in anderen Städten in der Feuerwehr beschäftigt“, nennt Amsbeck eine beeindruckende Zahl. „Da treffen sich Beruf und Berufung. So können wir anderen großen Wehren locker Paroli bieten.“

Und das ist nicht zuletzt von erheblichem finanziellen Nutzen für die Stadt Warendorf, die von der Bezirksregierung eine unbefristete Ausnahmegenehmigung für ihre Freiwillige Feuerwehr erhalten hat. „Das spart der Bürgerschaft circa eine Million Euro an Personalkosten jährlich“, gibt Amsbeck zu bedenken.

Vielleicht auch ein nicht ganz unwichtiges Argument, wenn es darum geht, für den Standort Nord die möglichst ideale Lösung zu finden. „Ein bisschen ist Feuerwehr ja wie ein Airbag“, merkt Christof Amsbeck schmunzelnd an, „jeder will einen haben – aber sehen soll man ihn nicht“.

 

Quelle: Westfälische Nachrichten

Dienstag, 23. April 2024

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